“Kann man ohne Talent zeichnen lernen?”
Ob mach zum Zeichnen Talent braucht, ist eine der häufigsten Fragen, die mich in meinen Zuschriften erreicht. Gerade Anfänger*innen, die mit dem Zeichnen beginnen, machen sich oft Gedanken, ob sie genügend Talent besitzen, um zeichnen zu können.
Dazu eine kleine eigene Geschichte:
In meiner Familie wurde zu diesem Thema immer viel diskutiert. Eigentlich mußte man mit dem Pinsel oder dem Bleistift im Mund geboren sein. Wenn nicht, dann hatte man kein Talent und sollte sich hüten, irgendwie künstlerisch tätig zu sein, allenfalls durfte man darüber reden. Das geschah dann auch besonders intensiv.
Da mich das besonders nervte, wollte ich ab einem bestimmten Alter nichts mehr mit Kunst zu tun haben. Pferde fand ich sehr viel interessanter! Erst mit Ende 20 habe ich angefangen, Kunst zu machen und auch Zeichnen zu lernen. Da wollte ich es so unbedingt, dass ich mich langsam aus diesen, von meiner Familie diktierten Glaubenssätzen, heraus schälte.
Siehe da, ich lernte es: Mit allen Zweifeln – aber mit immer mehr Passion.
Beobachtungsgabe überflügelt Talent
Lasse dich von der Vorstellung, du bräuchtest zum Zeichnen ein angeborenes Talent, nicht einnehmen! Gib nicht, auf künstlerisch tätig zu sein, bevor du überhaupt angefangen hast.
Als langjährige Universitätsdozentin für Kunst habe ich viele unterschiedliche Studenten erlebt und kann sagen: Talent ist kein Faktor der ausschlagebend ist, um zeichnen oder eine andere Kunst zu lernen. Gerade Zeichnen basiert auf Techniken, die du gut lernen kannst, mit etwas Geduld und Übung. Eine davon ist diese: Wer seine Umgebung aufmerksam beobachtet, entwickelt Talent für Kunst!
Menschen, die ihre Umgebung bewusst wahrnehmen, insbesondere in der Natur, haben ein größeres “Talent” für Kunst. Wenn du das Geschehen um Dich herum mit ganzen Sinnen, Farben, Formen, Licht und Schatten beobachtest und reflektierst, kannst du auch in deinen eigenen Werken neue und aufregende Akzente setzen.
willst du gleich was machen und dein künstlerischen Talente entwickeln mach hier mit:
Facetten schärfen dein künstlerisches Gespür
Diese Beobachtungsgabe, dieses Talent, kannst du trainieren! Damit entwickelst du auf natürlichem Weg ein “Talent zum Zeichnen” oder “Talent für Kunst”. Du wirst feststellen, wie viel differenzierter und feiner dein Gespür fürs Zeichnen wird, sobald du besser lernst, deine Umgebung in all ihren Facetten wahrzunehmen.
Ich erzähle immer gern ein Beispiel von einem meiner Studenten. Er war ein super guter Zeichner, hatte aber einen sehr eigenwilligen Stil. Irgendwie war klar, dass er das Zeichnen nicht auf “akademische Art” gelernt hatte. Am Ende des Semester, als es um die Zensurenvergabe ging, fragte ich ihn, wo er zeichnen gelernt hatte. Er behauptete, dass dies der erste richtige Zeichenkurs wäre und er vorher kaum bis gar nicht gezeichnet hat.
Ich wollte ihm nicht ganz glauben, denn wenn er purer Anfänger war bekam er eine bessere Zensur, bei so überraschenden Ergebnissen. Nach einigem Hin und Her, erzählte er mir, dass er als kleiner Junge immer bei seiner Tante mit im Atelier gesessen hatte und einfach nur zugeschaut hat. wie sie zeichnete. Er hat also einfach nur durch Beobachten gelernt.
Das war eine sehr starke Bestätigung meiner Überzeugung: Beobachtung ist ein entscheidender “Talentfaktor”.
Damit du auch die Chance hast, richtig rein zu kommen, möchte ich dir drei Tipps mit auf den Weg geben mit denen du das Beobachten erlernen oder verfeinern kannst.
Hier meine besten 3 Tipps, um dein “Talent für Kunst” zu entwickeln
1. Mache längere, ungestörte Spaziergänge in der Natur und beobachte deine Umgebung
Nimm wahr, welche Schatten die Bäume werfen, wie die Rinde sich unterschiedlich wellt, welche Formen und Farben die Käfer auf der Wiese haben und wie Licht und Schatten sich über Tag und Abend verändern. Du wirst feststellen: Die Natur hat uns eine schier endlose künstlerische Bandbreite geschenkt, die uns immer wieder neu überraschen kann!
Du kannst das Ganze auch als eine Meditation beim Gehen durchführen, in dem du erst einmal nur auf deinen Atem achtest. Dann richtest du deine Aufmerksamkeit langsam auf deine unterschiedlichen Sinne – einen nach dem anderen. So spürst du den Winde an deinen Wangen, höre die Geräusche die du machst oder die von außen an dich herangetragen kommen, wie das Bellen eines Hundes, oder die Stimmen von Menschen.
Nimm die Gerüche wahr! Und erst ganz am Ende Licht und Schatten.
Mache dies nacheinander und versuche so präsent wie möglich dabei zu sein. Das heisst: Beurteile nichts, sondern nimm nur wahr.
2. Überwinde deinen Perfektionismus!
Wenn du mit allzu hohen, quasi nie erfüllbaren Ansprüchen an deine Kunst herangehst, verpasst du das wahre Glück, das in der Kunst liegt: Der Prozess, in dem du künstlerisch wächst, deine Freude darüber, etwas geschafft zu haben, auch wenn es in diesem Moment unvollkommen erscheint.
Schaust du ständig mit kritischem Blick auf dein Werk, kommt dir die Lust schnell abhanden. Daher: Begrüße die Unvollkommenheit – Nur wer den ersten Schritt tut, so klein er auch sein mag, kommt ans Ziel!
Für viele von uns ist das eine sehr schwierige Aufgabe, denn vielleicht hast du einen Beruf, indem du sehr präzise und perfekt sein musst. Vielleicht brauchst du das Perfekte, um deine Ängste in den Griff zu bekommen, um deine Unsicherheiten zu verbergen.
Stelle dir mal die Frage: Warum ist es wichtig für dich, perfekt zu sein?
Gerade im künstlerischen Tun und auch im Zeichnen gilt: Aus der Unvollkommenheit, dem “Unperfekten”, entstehen tolle, interessante, nie dagewesene Sachen.
3. Bleibe einfach dran – Übung macht den Meister
Dieser Satz ist für die meisten Dinge im Leben gültig: Hinter vielen Künstlern mit scheinbar “angeborenem Talent” liegen viele Stunden hinter verschlossenen Türen, in denen sie ihre künstlerischen Fähigkeiten, und auch das Zeichnen, geübt haben. Zu diesem erworbenen “natürlichem Talent” gehören Selbstzweifel, Rückschläge oder künstlerische Krisen. Das ist ganz normal! Lass dich von einer schlechten Woche oder Selbstzweifeln nicht unterkriegen – mach lieber mal ein paar Wochen Pause. Danach wird deine künstlerische Energie frisch und freudig zu dir zurückkehren.
Natürlich hilft dabei auch, wenn du dir Unterstützung holst. Zusammen geht das alles viel einfacher. Außerdem gerade zu Beginn, weißt du vielleicht gar nicht, was du zeichnen willst und wie du am besten anfangen könntest. Du brauchst auch hier das Rad nicht neu zu erfinden.
Bist du bereit, dein Talent fürs Zeichnen zu entdecken?
Dann mach den Skizzenbuchkurs!
Der Kurs dauert vier Wochen und bringt dich künstlerisch auf ein ganz neues Level: Mit vielen Übungen, Anleitungen und Videos erstellst du deine ganz eigenen Werke.
Hier geht’s zum Skizzenbuchkurs.
Willst du richtig einsteigen und noch mehr Techniken lerne?
Dann mach mit beim Kurs “Zeichnen macht Spaß: Linie, Licht und Schatten, Perspektive”. Der Kurs beginnt Mitte September 2021.
Wie immer freue ich mich über deine Kommentare und wie es dir mit dieser Frage zum “Talent” geht.
Man kann es lernen um von der Kinderzeichnung wegzukommen muss man sich an die Mathematik erinnern also in Kavaliersperspektive zeichnen das gibt Räumlichkeit dann Licht und Schatten bearbeiten durch verwischen mit dem Bleistift und klare Kontraste schaffen und üben übrigens ich habe von einem Freund ein Portrait hinbekommen und er hat sich erkannt habe das Bild nicht mehr da ich es ihm gegeben habe
Das ist doch toll, dass das geklappt hat.