Kunst und Leben, wie geht das zusammen?
In diesem Text geht es um die große Frage, was hat mein Leben mit der Kunst zu tun, oder die These: Mein Leben ist Kunst?
Wenn ich so was höre, rümpfe ich meistens die Nase und habe ein Bild von irgendeinem Künstler der irgendwie stecken geblieben ist in dem romantischen Bild des Bohemien rund um die Jahrhundertwende.
Hier geht es um etwas anderes und um eine andere Frage. Es geht nicht so sehr um einen äußeren Lebensstil oder sonst wie um irgendetwas äußeres, sondern es geht mehr um meine innere Haltung zu meiner Kunst und zu meinem Leben. Was für mich gilt, gilt auch für Dich, sonst hättest Du nicht weiter gelesen. Ich möchte mit Dir meine Erfahrung teilen , die ich in meiner letzten Ausstellung gemacht habe in einer Zeit totaler Hektik und dem Gefühl dem täglichen Hamsterrad nicht mehr zu entkommen.
Ich hatte einen wirklich stressigen Winter und Frühling hinter mir und das Gefühl abgetrennt zu sein von mir und meiner künstlerischen Arbeit. In meiner Verzweiflung habe ich mich an Ulrike Dietmann, Schriftstellerin, Lifecoach, Pferdefrau und vieles mehr gewandt und bin dabei auf für mich sehr fundamentale und transformative Erkenntnisse gelangt, die ich hier gern teilen möchte. Denn wir alle geraten immer wieder in dieses Hamsterrad des täglichen Lebens, wo wir uns so abgetrennt fühlen von unserer eigentlichen Natur.
Welche Wege führen uns aus dem Hamsterrad heraus?
Am Ende des Artikel bekommst Du 5 Tipps, was Du konkret tun kannst, um aus dem Hamsterrad auszusteigen. Aber um überhaupt in der Lage zu sein diese Dinge zu tun, ist es wichtig, unsere innere Einstellung zu überprüfen und darum geht es im nächsten Teil des Artikels:
Ich habe mein Leben oft erlebt, als wenn es in unterschiedliche Teile zerfällt, die nicht viel mit einander zu tun haben. Der Stress rührt dann daraus, dass ich die “notwendigen Teile “ bediene: wie Jobs zum Geld verdienen, Haushaltsorganisation, mein Business vorantreiben usw. Das alles erlebe ich aber verhältnismäßig abgetrennt von meiner inneren Welt was mich ungeheuer unter Stress setzt. Denn ich habe immer das Gefühl, ich komme gar nicht zu dem, was ich eigentlich gern tun möchte und was auch Teil meiner Berufung ist.
Ich renne mir selbst hinterher.
Was passiert wenn ich meinen Standpunkt ändere und mal mein Leben als Einheit betrachte?
Es bin ja immer ich, also kann ich das Ganze auch mal anders sehen. Z. B.:
Das Leben führt in die Kunst, mein Leben führt in meine Kunst.
Oh je, plötzlich ist das nicht mehr getrennt von einander. Die Teile fallen zusammen. Meine Kunst passiert beim Arbeiten, beim Unterrichten, beim Aufräumen und Abwaschen. Ich glaube für Schriftsteller/innen ist das relativ plausibel, weil sie ja ihre tägliche Erfahrung immer in ihre Stücke einbringen können und müssen. Für bildende Künstler/innen macht es nicht so gleich Sinn, aber es stimmt trotzdem.
Denn das, was als Kunstobjekt heraus kommt, ist entstanden, weil ich das alles gelebt habe. Ich will etwas ausdrücken, aber zu Beginn weiß ich nicht wirklich, was es sein könnte, was ich ausdrücken will. Es ist im großen Unbekannten, aber es wird geschmiedet, es geht durch das Feuer meines täglichen Lebens.
Das bedeutet auch, dass es sehr viel sinnvoller ist, dass ich das, was ich sowieso tun muss, bewusst tue und es nicht nur abhake. Denn nur so lerne ich daraus, kann mich selbst spiegeln und zu neuen Erkenntnissen kommen. Der erstaunliche Nebeneffekt ist, dass ich viel weniger gestresst bin und alles auch effektiver und freudiger tun kann. Wie mein großer Meister Osho sinngemäß sagt:
What ever you do, do it it totally!
Aber der Stress reduziert sich auch noch aus einem anderen Grund.
Ich fühle mich oft unter Druck, zu wenig Zeit zu haben für meine Kunst. Wenn ich mich aber im ständigen Prozess befinde, egal was ich tue, dann hört auch dieser Druck auf. Das heißt aber nicht, dass die Zweifel, das mich befragen, das um die Ecke laufen und am selben Punkt wieder auftauchen, auch aufhören. In dem Moment, wo ich erkenne, dass das alles zu meiner Kunst gehört, wird es aber soviel leichter zu ertragen. Es wird soviel leichter dem täglichen Gebrabbel in und außerhalb meines Kopfes weniger Bedeutung zu geben.
Woher kam der Stress, den ich in diesem Winter hatte und was habe ich daraus gelernt?
Oder wie das Leben über die Ausstellungsvorbereitung düste und die Kunst siegte!
Erstens habe ich soviel unterrichtet wie lange nicht mehr, zweitens hatte ich besonders schlechte Bedingungen. Ich selbst litt noch an einer Verletzung, die ich mir beim Sturz vom Pferd zugezogen hatte. Außerdem war der Winter hier besonders kalt und feucht, was eine Katastrophe für meine Klassen waren, die ich oft draußen unterrichte. Dieser Stress hatte dazu geführt, dass ich am Ende des Semesters das Gefühl hatte, nur noch wie ein Roboter zu funktionieren. Ich fühlte mich irgendwie abgeschnitten von mir selbst und auch verloren. In diesem Prozess musste ich dann noch eine Ausstellung vorbereiten mit drei anderen Künstlerinnen.
Wenn ich zurück blicke, habe ich das gar nicht so schlecht gemacht. Das interessante war, dass ich die Ausstellung ausschließlich mit einem anderen Teil von mir vorbereitet habe. Einiges habe ich delegiert, auch etwas sehr Neues für mich, denn bestimmte handwerkliche Sachen konnte ich physisch nicht machen. Dann erledigten sich Dinge wie von Zauberhand. z.B. ich suchte ovale kleine Rahmen. Ich hatte schon im Internet geschaut aber nichts gefunden. Mehr aus Verzweiflung ging ich bei meinem Freund Giancarlo vorbei. Giancarlo sieht aus wie ein Indianer, ist in Wirklichkeit ein Künstler, das weiß aber nur ich, und handelt mit alten Sachen. Giancarlo war schon oft eine große Ressource für meine Kunst, denn ich finde dort die unmöglichsten Dinge.
Was fand ich dieses Mal bei Giancarlo?
Ich traue meinen Augen nicht: 8 vergoldete kleine Rahmen noch in original Verpackung aus Venedig. Es sind vier kreisrunde und vier ovale Rahmen. Sie passen so perfekt, dass ich selbst nicht auf die Idee hätte kommen können, danach überhaupt zu suchen. Das nennt mal wohl Synchronizität oder die Sachen kommen einfach auf dich zu, wenn du bereit bist. Ich glaube oft, dass das für alle anderen gilt, aber nicht für mich. Violà.
Sieg der Leichtigkeit, weil mein Kopf außer Gefecht gesetzt war!
So ging es mir mit dieser ganzen Ausstellungsvorbereitung, es paßte einfach alles. Das große Wunder war, dass ich wie oben beschrieben absolut nicht in Einklang war mit mir und der Welt war. Aber die Ausstellungsvorbereitungen liefen in einem anderen Strom und mein Verstand war so beschäftigt mit dem Rest meines Lebens, dass er kaum intervenieren konnte und das war die große Chance.
Das ist natürlich absolut kein Modell für die Zukunft oder für andere. Aber es hat mir gezeigt, dass es wirklich so unwichtig ist, sich die ganze Zeit den Kopf zu zerbrechen, sondern dass die Kunst einfach wie eine Unterströmung weiterläuft, egal was ich tue. Je mehr ich mir dessen bewußt bin, desto mehr kann ich wirklich den Druck hinter mir lassen. Denn der Stress entsteht, weil ich mich unter Druck setze und soviel Erwartungen habe. In dem Moment wenn ich den Druck rausnehme, habe ich plötzlich viel mehr Energie.
Eine andere Erkenntnis war, die wirklich guten Dinge in meiner Kunst gehen verhältnismäßig schnell. O.k. manchmal braucht es ein geduldiges Handwerk, was helfen kann den Prozess anzukurbeln oder zu beruhigen und ist auch Teil der Kunst in dem Sinne wie oben beschrieben, denn es ist Teil meines Lebens und macht auch was mit der Kunst.
Wenn das Leben und die Kunst eins sind, wird Erfolg und Misserfolg unwichtig
Die Eröffnung ist sehr gut gelaufen, viele Menschen einige “wichtige”.Wie kriegen eine Anschlussausstellung in Washington und vielleicht auch noch eine hier in Rom in einem Museum. Ich habe sogar ein kleines Werk verkauft. Ehrlich gesagt so gut laufen selten meine Ausstellungen. Aber das Ganze hat mich ziemlich cool gelassen. Ich war sehr erstaunt über mich selbst, vor 10 Jahren hätte ich mich riesig darüber gefreut. Jetzt kann ich es nehmen, die notwendigen Schritte tun, aber es setzt mich nicht mehr unter emotionalen Druck wieder positiv noch negativ. Ich finde das ist ein Fortschritt, denn irgendetwas in mir hat verstanden, dass es darum nicht geht. Es geht einfach nicht darum, ob meine Arbeit erfolgreich ist oder nicht. Aber worum geht es denn? Ich glaube es geht um mein Sein im Prozess in jeder Minute, dass ich Künstlerin bin aus Liebe, aus weiß nicht was, weil das ist, was ich am liebsten tue und weil ich es irgendwie tun muss und deshalb ist es immer meine Unterströung und manchmal ist es der ganze Fluss, je nachdem wo ich im Leben gerade stehe. Seitdem ich das erkannt habe und so klar ist es eigentlich erst seit kurzem, bin ich ganz entspannt. Das machen wollen ist so stark genug und kommt aus, ohne dass ich es den ganzen Tag machen muss. Also brauche ich auch mir da keinen Stress mehr zu machen.
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Nun kommen die Tips, für Dich und für mich, wie wir in diesem Zustand besser hineinkommen und ihn auch erhalten:
5 Tipps, um aus dem Hamsterrad herauszukommen und Deine Künstlerseele zu nähren
- Auszeiten zu suchen
Das Hamsterrad dreht sich manchmal so schnell , dass wir kaum zum Atmen kommen. Deshalb immer mal wieder ein Pause einbauen. Sie kann auch sehr klein sein, ein paar Minuten vielleicht, eine viertel Stunde.Setze dich hin an einen ruhigen Ort und atme. Spüre Deinen Körper, spüre, wie Dein Atmen durch deinen Körper fließt. Je nachdem wieviel Zeit Du hast, kannst Du einen ganzen Körperscan machen, einfach nur spüren ohne etwas zu verändern. Im Moment, indem wir wieder unseren Körper spüren, kommen wir in unsere Präsenz und sind mehr im hier und nicht nur in unserem Kopf. Dann gibt es auch keinen Platz mehr für Ängste , Sorgen. Das gibt uns die notwendige Energie weiter zu arbeiten.
2. Etwas tun, wo Dir Dein Herz aufgeht
Für unsere Künstlerseele ist es so wichtig sie zu erfreuen. Unserer Seele braucht ab und zu mal kleine Sweeties zu gönnen, die sie nähren.
Für mich passiert es z. B. wenn ich mit den Pferden zusammen bin, wenn ich reiten gehe, dann geht mir das Herz auf, schon wenn ich die Pferde rieche.
Aber auch, wenn ich in die Natur gehe einfach draußen bin, den Vögeln zu höre , das Hundebellen wahrnehme oder überhaupt meine Aufmerksamkeit auf das Hören konzentriere, Mal ganz beim Hören bin. Dann kann ich mich auch mal aufs Riechen konzentrieren und einfach alle Gerüche wahrnehmen oder auch auf das Sehen. Beim Sehen, lass ich die Dinge in mich hereinfallen, ich fixiere nichts sondern beobachte genau aber entspannt. Das kannst Du auch machen, z.B. wenn du in einen Park gehst. Es ist gut, wenn es ein Platz ist der nicht zu laut ist, weil das uns meistens eher ablenkt.
3. Unseren Hunger nach schönen Bildern stillen
Als Menschen, die sich für Kunst interessieren sind wir meist sehr visuell orientiert und etwas schönes zu sehen, kann uns sehr inspirieren und auch unsere Seele nähren. Deshalb kann ein Besuch in einem Museum, oder in eine Ausstellung Wunder wirken. Oft bekomme ich dann sofort gute Ideen, fühle mich inspiriert und motiviert und gehe genährt, satt und zufrieden nach Hause. Dazu ist es nicht nötig, die ganze Ausstellung sich anzuschauen. Es reicht auch wenn du Dir nur ein paar Teile anschaust, aber diese wirklich aufnimmst. ( Wenn Du da mehr einsteigen möchtest lese den Blogartikel dazu).
Manchmal reicht es auch in ein schönes Geschäft zu gehen, die Dinge haben die mich erfreuen ohne dass ich etwas kaufen will, Das kann ein Schmuckladen sein, schönes Design oder Stoffe. Meistens sind es Läden, die eh etwas über meinem Budget sind , aber das macht nichts, denn darum geht es nicht.
4. Unseren Hunger nach schönen Geschichten stillen
Es hilft auch manchmal ein interessantes Buch zu lesen oder einen schönen Film zu sehen. Die Geschichten nehmen uns mit in eine andere Welt und wir bekommen Abstand von unseren Alltag. Wir kommen auf neue Ideen und sehen alles in einem anderen Licht. Wichtig dabei ist aber die Auswahl. Suche nach etwas , wo Du Dich spontan hingezogen fühlst und höre auf Dein Herz. Sei wählerisch . Manchmal ist es vielleicht sogar eine Kitschschmonzette mit wunderschönen Bildern. Wir wissen, das es ist, was es ist, aber es hat uns irgendwas gezeigt. Überfüttere Dich nicht, weil das hat den gegenteiligen Effekt.
5. Kleine Dinge, die den Alltag erfreulich machen
Ich habe so kleine Rituale, die mich wieder zu mir selber bringen. Z.B. ich bin ein grüner Tee Fan und habe immer eine Sorte Tee, die etwas teurer ist aber besonders gut schmeckt, die ich dann zelebriere, vielleicht noch mit einem guten Keks dabei und ein bißchen Musik. Oder ich höre einfach meiner Katze zu, die schnurrend auf meinem Schoss sitzt.
Diese kleinen Rituale sind genauso wichtig wie Zähne putzen, weil sie uns auch wieder in Kontakt mit uns bringen und somit raus aus dem Hamsterrad
Schreib mir doch was Deine Erfahrungen sind, was Deine Rituale sind und wie Du es erlebst, wenn Kunst und Leben plötzlich zusammen gehören.