Figürliches Zeichnen an Hand von vier zeitgenössischen Künstlerinnen und drei Tipps wie du loslegst
Menschen zeichnen oder figürliches Zeichnen das haben Künstler seit Ewigkeiten getan. In diesem Artikel stelle ich dir vier zeitgenössische Künstlerinnen vor, die sich mit der Figur beschäftigen. Am Ende bekommst du noch drei Tipps, wie du beginnen kannst.
Moden in der Kunst
In der jüngeren Geschichte der Malerei, ca. nach dem zweiten Weltkrieg wurde die figürliche Malerei immer wieder tot gesagt und die Malerei insgesamt auch. Die Wirklichkeit ist eine andere und so hat die Figur oder der Mensch als Gegenstand der Malerei immer wieder Bedeutung gewonnen. Es geht aber in Wellen-Bewegungen. In der Kunst gibt es einfach immer Bewegungen, wie in der Mode: Rock kurz, lang, mittel, gar kein Rock oder alles nebeneinander. Zur Zeit sind ja auch Comics sehr gefragt, wo ja auch die Figur durchaus im Mittelpunkt steht, aber halt sehr stilisiert.
Vermutlich wollen wir einfach uns immer wieder selbst vergewissern und daher zieht uns die Menschen Darstellung so an.
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Vier Künstlerinnen als Beispiel für die figürliche Darstellung in unserer Zeit
Ich möchte dir hier vier Künstlerinnen vorstellen, die sich der Figur oder dem Portrait gewidmet haben. Es sind fast alles zeitgenössische Malerinnen, die international sehr anerkannt sind und in den oberen Rängen der Kunstszene mitspielen.
Bei diesen Künstlerinnen geht es immer wieder sehr stark um ihre eigenen Emotionen in Bezug auf sich selbst und ihren Körper oder auch in Bezug auf andere Menschen. Es geht eigentlich immer um Emotionen.
Maria Lassnig:
Sie hat von 1919 -2014 gelebt und kommt aus Kärnten in Österreich. Sie hat sehr früh einen sehr eigenen Weg gesucht und hat ihre figürliche Malerei entwickelt in einer Zeit, wo eigentlich alle abstrakt malten. Das besondere an ihrer Malerei sind die Farben und natürlich der Ausdruck. Ihre Farben sind oft pastellig und sehr kühl. Die Figuren sind von Leid geprägt und teilweise fehlen Körperteile. Oft stellt sie sich selbst dar bis ins hohe Alter, ohne irgendetwas zu verschönern. Ihre Figuren stehen manchmal im Zusammenhang mit Tieren oder mit irgendwelchen technischen Geräten. Die Farbpalette wirkt unterkühlt und distanziert. Das Thema ihrer Kunst „ist nicht was sie sieht, sondern was sie fühlt“ Zitiert aus der Webseite vom Wiener Albertinum. Schau da mal rein, um einige ihrer wichtigsten Bilder zu sehen. 1980 wurde sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum Professorin für Malerei in Wien. Sie hat aber auch Animation in New York studiert und einige sehr lustige und groteske Filme gemacht.
Jenny Seville
Eine andere sehr bedeutende Künstlerin, die 1970 geboren wurde in Großbritannien, ist Jenny Seville. Sie hat sich auch der Figur und dem Körper verschrieben. Sie selbst sagt, dass sie eigentlich bei den abstrakten Malern gelernt hat wie Jackson Polock, William de Kooning, Cy Twombly oder auch beim späten Monet, wo sich alles anfängt aufzulösen. Sie zeichnet Körper und Gesichter, oft in verzweifelten Situationen.
Sie sagt, sie hat viel von ihren Kindern gelernt. Denn als sie klein waren, sind sie manchmal über ihre Bilder gefahren oder haben am Boden eigene Bilder gemacht und sie hat das Loslassen gelernt und sich auf den Prozess des Malens einzulassen. Sie beginnt eigentlich immer sehr abstrakt und endet dann im Figurativen, weil sie die Darstellung vom Menschen immer wieder interessiert in allen Facetten. Das Video zeigt einen wichtigen Teil ihrer Arbeit und auch wenn du kein englisch verstehst, schau dir die Bilder an. Zum Video
Marlen Dumas
Die nächste Künstlerin, die ich dir vorstellen möchte ist Marlen Dumas.
Sie ist 1953 in Südafrika geboren und lebt in den Niederlanden. Sie malt ihre Figuren in einer relativ schnellen Manier und oft nach Zeitungsfotos. Es geht manchmal ums Zeitgeschehen, aber sie stellt dar, ohne zu erklären. Sie zieht einen rein ins Bild und erweckt Gefühle. Aber sie beschreibt eher, als das sie den Finger erhebt. Sie arbeitet mit einer sehr reduzierten farblichen Palette. Die Figuren und Köpfe sind oft monströs und verschreckend. Schau dir diese Video an, um ihre Arbeit zu verstehen.
Elisabeth Pyton
Die letzte, die ich dir vorstellen möchte, ist Elisabeth Pyton
Sie wurde 1965 in Danbury, Connecticut in den USA geboren und beschäftigt sich vor allen mit Portraits. Oft malt sie Menschen ihrer Umgebung aber zum Teil auch Prominente, die sie nicht kennt und nie gesehen hat. Es geht ihr dabei um Menschen, die was erschaffen haben. Sie malt ihre Portraits in Öl und Aquarell. Sie sind relativ realistisch, aber die Menschen sind irgendwie immer in ihrer eigenen Welt.
Ihre Malerei hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert. In ihren neueren Bilder sind die Menschen zarter und mehr da. Die Seite, die ich dir zeige, war eine Ausstellung in der „National Portrait Gallery” in London wo ihr Bilder mit Portraits aus der Zeit der Tudors zusammen gestellt wurden, ein sehr interessanter Ansatz.
Ich zeige dir diese Künstlerinnen, weil ich finde, sie haben alle sehr zeitgenössischen Wege gefunden mit Figur umzugehen. Hinter der Malerei dieser Frauen steht eine jahrelange Auseinandersetzung mit dem Körper und mit der Figur. Erst so bekommt man diese Leichtigkeit und Freiheit.
Aber jeder Beginn lohnt sich und jeder Beginn ist ein Anfang zu was Neuem und Aufregendem. Deswegen sollen diese Bilder dich ermutigen selber zu beginnen, wenn es dich in diese Richtung zieht.
Was kannst du tun?
1. Studiere Proportionen und ein wenig Anatomie.
Das hilft ungemein, zu verstehen wie eine Figur oder ein Gesicht funktioniert und verhindert die schlimmsten Verwerfungen. Auch wenn man nichts von Malerei versteht, aber wenn die Proportionen falsch sind, sieht das jeder sofort. Vielleicht kann nicht jeder erklären, was falsch ist. Aber man fühlt es, weil wir die Proportionen in unserem Körper haben.
Wenn Künstler die Proportionen verzehrt dargestellt haben wie Picasso z.B., dann hat er das gemacht mit dem Wissen, was richtig war. D.h. er hat sie so verzerrt, dass es dann doch wieder stimmig war. Es funktioniert zum Beispiel alles in die Länge zu ziehen (Giacometti) oder alles in die Breite zu bringen ( Fernando Botero) Aber wenn der Kopf zu groß ist im Verhältnis zum Körper, wirkt die Figur monströs. Also wichtig ist erstmal die Proportionen zu studieren und dann kleine Skizzen zu machen.
2. Setze dich hin und zeichne.
Geh zum Beispiel raus und setzt dich in einen Park oder ein Café und fange an Menschen in ihrer Umgebung zu zeichnen. Es braucht nicht so genau sein. Nimm die Bewegung auf. Du kannst auch ganz schnelle Skizzen machen. Schau auf die Bewegung, wo sind Arme und Beine, wo ist der Kopf und der Rumpf. Sitzt der Mensch oder steht er? Usw.
So bekommst du ein Gefühl dafür, wie ein Mensch eigentlich aufgebaut ist, wo die einzelnen Teile sich befinde, wenn er in Bewegung ist. Zeichne Mensch in deiner Umgebung, mache Fotos von ihnen und Zeichen nach diesen Fotos. Wenn du nach Fotos zeichnest ist immer die Gefahr, dass du zu lange daran rumfummelst. Setzt dir eine Zeit z. B. 10 Minuten oder eine halbe Stunde und dann ist gut. Es muss nicht perfekt sein. Erstmal mußt du ein Gefühl für den Körper bekommen.
3. Hole dir Hilfe
Mache einen Kurs, in dem du lernst Menschen zu zeichnen. Da lernst du es dann vielleicht von der Pike. Du kannst z.B. bei mir den Kurs machen „Zeichnen macht Spaß; Figur, Komposition und Farbe in der Zeichnung“. Dort gibt es ein großes Modul, das der Figur gewidmet ist. Du lernst dort alles, was du brauchst für den Einstieg in das figürliche Zeichnen, Proportionen, Anatomie. Wie du Umrisszeichnungen machst und Volumen darstellst. Du lernst auch wie du schnellere und langsamere Skizzen machen kannst.
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